Freitag, 30. März 2012

Road to Paris - noch 15 Tage und die Frage: Wo stehe ich?

So, der Halbmarathon ist gut verdaut. Montags hatte ich noch einen leichten Muskelkater, der durch den langsamen Lauf jedoch etwas besser wurde. Dienstags hatte ich trainingsfrei und war stattdessen als Ausgleich mal wieder im Schwimmbad. Das hat gut getan und ich konnte die letzten drei Tage richtig gut trainieren. Jetzt sind es tatsächlich nur noch etwas mehr als zwei Wochen bis zu meinem vorläufigen Saisonhöhepunkt.

Ich weiß immer noch nicht ganz genau, welche Zeit ich mir nun vornehmen werde. Nächsten Donnerstag steht nochmal eine Einheit mit 3x5000m Intervallen im geplanten Marathontempo an - hier werde ich sehen, wie es läuft und die Zeiten dementsprechend festlegen. Ich gehe aber jetzt mal davon aus, dass ich die erste Hälfte eher in Richtung 1:31 std angehen werde, eventuell auch 1:32 std. Wenn es so läuft, wie ich mir das vorstelle, müsste ich auf der zweiten Hälfte noch beschleunigen können - ein Vorhaben, das bei meinen letzten drei Marathons immer verwirklichen wollte, jedoch immer scheiterte.

Allerdings war ich letzte Woche Mittwoch bei der Leistungsdiagnostik in der Mainzer Sportmedizin. Neben Dutzenden anderen sehr interessanten Sachen wurde mir dort auch geraten, beim Marathonlauf regelmäßiger etwas zu mir zu nehmen. Blöder Anfängerfehler - wer beim Marathon zu wenig isst, ist selbst Schuld, könnte man jetzt meinen. Zum Anfang meiner Marathonläufe hatte ich natürlich auch die Stimmen sämtlicher Experten im Ohr: An jeder Station etwas zu sich nehmen! Bananen, Schorlen, alles rein! Ich vertrage jedoch keine feste Nahrung, anfangs hatte ich sogar noch einen Riegel dabei, den ich mir reingezwungen habe und der mir fast wieder hochgekommen ist. Also - feste Nahrung vertrage ich in der Regel schon, nur nicht bei der Belastung, die ein Marathon für den Körper und damit auch den Magen bedeutet. Durch die Anstrengung fließt das Blut in die Extremitäten, vor allem in die Beine und somit eher weniger in die Verdauungsorgane. Die Energie wird einfach woanders benötigt. Deshalb schlägt mir feste Nahrung auf den Magen während eines Marathons. Ich habe schon Bananen, Nüsse, Rosinen usw. probiert. Alles erzeugt ein Völlegefühl. Also stieg ich irgendwann auf Gels um. Viele Leute können diese nicht runterwürgen, da sie gemeinhin als pappsüß empfunden werden. Ist auch so. Ich kriege sie allerdings gut runter. Und den pappigen Rest, der immer im Mund kleben bleibt, spüle ich immer mit einem Schluck Wasser bei der nächsten Getränkestation runter. Von diesen Gels hatte ich immer maximal drei mit auf der Strecke. Ich bin immer davon ausgegangen, dass es wenig sinnvoll ist nach km30 noch was zu sich zu nehmen, da das ja sowieso nicht mehr ordentlich verarbeitet werden kann. Mir wurde bei der Leistungsdiagnostik jedoch gesagt, dass es zumindest nochmals einen kleinen Kick gibt, somit könne ich ruhig auch noch bei km35 ein Gel reinfahren. Ich bin da ja durchaus skeptisch, weil diese Friemelei mit der Verpackung und der Aufwand, sich das Zeug einzuverleiben nicht gerade unerheblich sind. Und in der Regel laufe ich die Marathons so, dass ich am Ende nichts anderes mehr machen kann als einen Fuß vor den anderen zu setzen. Aber vielleicht kann ich ja das letzte bisschen Energie, was dann in meinem Körper landet, noch auf die Strecke bringen und am Ende so etwas wie einen Schlussspurt hinlegen. Das wäre ideal. Das Gegenteil wäre dann, dass ich das Gel direkt wieder auskotze - kann ich mir auch gut vorstellen. Aber wäre auch mal eine neue Erfahrung, Tausenden Franzosen meinen spärlichen Mageninhalt zu präsentieren.

Was Getränke angeht wurde mir auch gesagt, ich solle doch am Ende Cola oder Red Bull trinken. Aber das mache ich ohnehin schon immer. Allerdings kann ich nie mehr als zwei, drei Schlücke trinken.

Aber generell denke ich, dass diese letzten Tricks nicht allzu viel ausmachen werden. Am Sonntag wartet noch ein 35km Lauf auf mich. Ich bin am Überlegen, ihn auf 37 oder sogar 40 Kilometer auszudehnen, einfach um das nötige Stehvermögen für den Wettkampftag auch sicher zu haben. Das Training bleibt das allerwichtigste - und hier habe ich bislang gut gearbeitet. Am Ende wird es darauf ankommen, sich seine Kräfte optimal einzuteilen und sich vor allen Dingen nicht zu überschätzen oder Ziele erreichen zu wollen, die jetzt einfach noch nicht drin sind. Klar, wenn ich in Paris bei km35 merke, dass da tempomäßig noch was geht, werde ich alles geben. Aber man muss erstmal in die Lage kommen, überhaupt am Ende nochmal Geschwindigkeit zulegen zu können. Und das ist eigentlich mein Ziel für diesen Lauf. Wenn das klappt, wird die Zeit auch gut. Ob es für unter drei Stunden reicht? Mal sehen. Wäre ja blöd, wenn es einfach wäre!

Montag, 26. März 2012

Bericht Halbmarathon Kaiserslautern

So jetzt kommt endlich mein erster aktueller Post! Juhuu! Schrie er und niemanden interessierte es...

Also Halbmarathon: Prinzipiell meine Lieblingsdistanz. Man läuft in einem Bereich, der nicht total kotzig ist, aber auch nicht so lang, dass die Distanz einem größere Probleme bereitet. Der Reiz ist beim Marathon natürlich ungleich größer, weil man hier an seine körperlichen und vor allem mentalen Grenzen geht.

Ich musste dieses Mal ganz alleine zum Wettkampf fahren, ansonsten begleiten mich immer mein Vater und mein jüngerer Bruder. Vielleicht lag es auch daran, dass der Weg doch nicht unerheblich ist von Mainz aus und da der Start schon um 9:30 Uhr war, musste ich hier bereits um 5:52 Uhr mit der Regionalbahn Richtung Mannheim starten, um danach in eine S-Bahn nach Kaiserslautern umzusteigen. Ich erfuhr außerdem am Tag vorher, dass ja die Uhren umgestellt würden. Sonst kriege ich sowas immer frühzeitig mit, dieses Mal ist es völlig an mir vorbei gegangen. Ich dachte, das wäre erst am darauf folgenden Wochenende. Jedenfalls bedeutete das noch eine Stunde weniger Schlaf. So stand ich um 4:30 Uhr auf, also eigentlich 3:30 Uhr. Am Bahnhof und vor allen Dingen in der Bahn merkte ich, dass es noch ziemlich früh war. So fand ich mich zwischen schlafenden oder laut diskutierenden Partygängern wieder. Einen davon erwischte es bei der Fahrscheinkontrolle ziemlich hart. Er hatte seine Jacke verloren, irrte nochmals kurz durch den Zug und sah dann ein, dass er mit dem Kontrolleur aussteigen musste. So stellt man sich einen optimalen Start in den Sonntag vor. Ansonsten verlief die Bahnfahrt erschreckend ruhig und problemlos.

Ich erreichte gegen 8:30 Uhr Kaiserslautern und ging zu Fuß zum Start. Dort angekommen holte ich meine Startnummer, verstaute meine Tasche am Getränkestand - die Leute dort waren sehr nett und gaben auch gut auf meine Sachen Acht. Ich zog mich um und ging mich warmlaufen. Ich hatte mich für ganz kurz entschieden - was die Klamottenwahl angeht. Also kurze Hose und ärmelloses Shirt. Draußen war es dann doch sehr sehr frisch, der Rennleiter meinte 5°. Ich lief mich also fleißig warm. Dann ging es an die Startlinie. Der Rennleiter machte noch einige launige Kommentare zu den einzelnen Teilnehmern. Irgendwie schienen sich wiedermal alle untereinander zu kennen. So stand ich auch im Weg als sich zwei Läufer rechts und links von mir überschwänglich begrüßten und miteinander quatschten. Ich kam mir etwas im Weg stehend vor und ging noch ein Stückchen weiter vor. Dann fiel der Startschuss. Ich hatte mir dieses Mal gar nicht großartig was zur Renntaktik überlegt, irgendwie dachte ich vor dem Rennen pausenlos an andere Sachen.

Als ich so die ersten Meter lief, fiel es mir aber wieder ein: Der Kurs führt anfangs ziemlich bergauf. Ich hatte was von 3km Anstieg in Erinnerung, wollte es aber erstmal verdrängen. Ich merkte am Anfang auch nicht so richtig was vom Anstieg und dachte mir, dass sie vielleicht die Strecke geändert hatten. Als dann das erste km-Schild kam und auf meiner Uhr 4:30min stand und der Puls 175 anzeigte, wusste ich, dass es doch bergauf ging. Ich hatte mir vorgenommen, unter 1:27std zu finishen. Relativ konservativ, wenn man meine 38:46min über 10km von vor zwei Wochen zurate zieht. Aber ich wusste um die Schwere der Strecke. Jedenfalls machte ich mir keine allzu großen Gedanken und lief einfach mal weiter. Den zweiten Kilometer schaffte ich in 4:18min. Der Puls ging schon auf 180... ich hängte mich an einen Läufer, der aussah als würde er Anstiege wie diese kennen. Sowieso ging ich davon aus, dass alle den Kurs kannten außer mir. Und ich glaube das war auch so, denn wohin man hörte, hörte man breites Pfälzerisch. Im Rennen natürlich nicht. Ich laufe mittlerweile dann doch in Regionen, in denen man nur schnauft. Oder keucht. Oder spuckt. Jedenfalls atmet man sehr sehr laut. Beim dritten Kilometer zeigte meine Uhr 13:17min an... so viel bin ich früher in der Schule auch schon auf 3000m gelaufen. Deprimierend! Der dritte Kilometer war aber auch der schlimmste. Von hier an wurde es besser.

Es ging von nun an mindestens 2,5km bergab. Also versuchte ich Zeit gut zu machen, aber ohne mich weiter auszupowern. Der Anstieg hatte Kraft gekostet. Und wie man das von Radrennen kennt, wollte ich auf der Abfahrt Energie tanken. Das ging ziemlich gut. Ich musste zwar ein paar Läufer an mir vorbei laufen lassen, aber so gut, als dass ich um Platzierungen laufen würde, bin ich leider noch nicht. Der Puls war jetzt konstant um die 170. Die nächsten beiden Kilometerzeiten waren jeweils unter 4 Minuten (Zur Info: Mein Schnitt sollte immer so um 4:06min liegen). Naja, es lief doch ziemlich gut. An die Abfahrt schloss sich ein längeres etwas ebeneres Stück an, dass immer wieder durch fiese kleine Anstiege unterbrochen wurde. Aber nach diesen ging es auch ziemlich schnell wieder bergab, also verlor man keine Zeit. Mittlerweile war ich in einer Minigruppe mit zwei anderen Läufern. War ich vorher noch nie, meistens läuft man dann doch allein, aber wir hatten zumindest für ein paar Kilometer ein gleiches Tempo und wechselten uns beim Vornelaufen ab. Führungsarbeit klingt hier dann doch ein wenig zu professionell, wahrscheinlich wollte jeder von uns mal schneller machen, konnte oder wollte dann aber doch nicht. Nach 10km waren 41:26min vergangen... eine Zwischenzeit, die okay war. Nach dem Beginn hatte ich also mein Durchschnittstempo gefunden und konnte schon ein wenig Zeit gut machen. Außerdem fühlte ich mich gut. Hier gab es sogar ein kurzes Gespräch mit einem meiner Mitstreiter, der nach der Zwischenzeit fragte. Anscheinend lief er ohne Uhr! Unvorstellbar für einen Statistikdeppen wie mich, aber ich sagte ihm natürlich gerne unsere Zeit - Mist, ich hätte lügen sollen und ihm ne Minute oder zwei weniger unterjubeln sollen, dann wäre er mir nicht kurz darauf bei einem weiteren Abstieg davon gestiefelt, sondern hätte nen ruhigen geschoben. Ich bin halt noch kein abgeklärter Drecksack... Vorher gab es aber noch den dazu gehörigen Anstieg, der mindestens 200m lang war und extrem weh tat nach der ganzen Bergablauferei. Kurz vor diesem Anstieg entwischte uns einer unserer Mitstreiter. Der wollte einfach unsere nette kleine Solidargemeinschaft sprengen. Zur Mitte des Anstiegs hatten wir ihn wieder. Und als es bergab ging war er schon ein gutes Stück hinter uns und man sah auch nichts mehr von ihm - zu früh das Tempo verschärft. Lustig war es ja schon, ein bisschen auf Konkurrenz zu machen - obwohl sich wohl niemand ernsthaft dafür interessiert, ob er 20. oder 40. wird. Der jetzt kommende Abstieg war durchaus nicht ohne. Waldboden und relativ steil. Ich gab ordentlich Gas. Doch mein zweiter Mitstreiter war noch waghalsiger und stapfte davon um zu einer Gruppe um die spätere Siegerin der Frauenkonkurrenz aufzulaufen, die sich stets ca. 100-200m vor uns befand. Also war ich wieder allein. Naja auch nicht schlecht.

Unterwegs hatte ich nach 7km und nochmal nach 14km ein Energygel zu mir genommen. Dieses Mal gabs was mit Koffeinzusatz. Ich weiß jetzt nicht ob es was geholfen hat, aber geschadet hat es sicherlich nicht. Getränkestellen gabe es auch zwei, so dass ich den eklig süßen Papp zumindest etwas runterspülen konnte. Es brach also das letzte Drittel an. Ich überholte noch zwei oder drei andere Läufer, die vorher in der Frauen-Sieger Gruppe mitliefen - wollten wohl auf Dicken machen und konnten dann nicht mehr. Dann wurde ich überraschenderweise nochmal von hinten überholt. Ein Läufer, den ich vorher noch gar nicht gesehen hatte, er hatte sich das Rennen also noch besser als ich eingeteilt. Ich lief jetzt konstant zwischen 3:55 und 4 Minuten, was ich ziemlich gut fand. Und doch war er schneller, ich versuchte ca. 200m mitzuhalten, wollte mir aber nicht zu viel zumuten und ließ ihn ca. 100m weg laufen. Er lief jetzt auch auf die Zweiergruppe auf, die nur noch aus der Frauensiegerin und meinem ehemaligen Mitstreiter, der mich nach der Zeit fragte, bestand. Immer noch waren sie ca. 100m entfernt. Plötzlich waren nur noch drei Kilometer zu laufen, das Rennen flog nur so an mir vorbei und ich spürte keine wirklich große Anstrengung. Ich hatte im Kopf, dass irgendwo noch ein Anstieg lauerte, deshalb traute ich mich vorher noch nicht, schneller zu machen. Jetzt allerdings dachte ich mir, dass ich es ja schon mal wagen müsste, wollte ich noch ne richtig gute Zeit rausholen. Also zog ich an und versuchte, auf die Gruppe vor mir aufzulaufen. Der Typ, der mir kurz zuvor davon gelaufen war, schickte sich jetzt an, auch an dieser Gruppe vorbei zu ziehen und entfernte sich Meter um Meter. Ich für meinen Teil kam allerdings auch relativ schnell an die Gruppe ran. Mein ehemaliger Mitstreiter musste die Frau ziehen lassen, also war er auch der erste, den ich einkassierte. Zur Frau lief ich ca. 1,5km vor dem Ziel auf und ließ sie dann auch stehen. Ich überlegte kurz, ob ich sie nicht vielleicht fragen sollte, ob ich sie mitziehen solle, war mir dann aber nicht sicher, wie das ankommen würde. Vielleicht war sie ja ne eiserne Lady, die sich nicht von irgendwelchen Typen helfen lassen will und überhaupt, warum wollen Männer den Frauen immer helfen? Also gab ich ihr ne Kostprobe gelebter Emanzipation und ließ sie stehen wie nen Eimer (ein Scherz! Am Ende waren es glaub ich acht Sekunden Vorsprung). Ich hatte jetzt Ambitionen, den Läufer zu überholen, der mich bei ca. km15 abgehängt hatte. Ich kam näher und näher. Aber es war nicht mehr weit bis ins Ziel. Dann allerdings, kurz vor dem letzten Kilometer: ein unglaublich steiler Anstieg. Zumindest in meiner Erinnerung. Lang war er nicht, aber er kostete mich meine gut gesparten letzten Körner, die ich eigentlich für meine Aufholjagd reserviert hatte. Nun gut. Ich rannte jetzt eher wieder für die Zeit und wollte unbedingt unter 1:26std bleiben. Ich kam am Ende doch noch bis auf ca. 20m an den Läufer vor mir ran. Aber ich erreichte ihn nicht mehr. Am Ende waren es 1:25:34std, die auf meiner Uhr standen. Eine echt gute Zeit, nach diesem ekelhaften Beginn.

Der Zielbereich
Ich tauschte mich noch kurz mit dem vor mir gelaufenen Johnny aus und dankte ihm für sein schnelles Tempo, weil er hat mich letztlich motiviert, immer am Ball zu bleiben. Er meinte, er sei sich eigentlich sicher gewesen, dass ich ihn noch einholen würde. Dafür war er aber einfach zu stark sagte ich.

Ich trank im Ziel kurz was und joggte dann langsam zu den Umkleiden. Ich holte meine Tasche, zog mich um und gönnte mir noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen in der Gesamtschule, in der das Rennen organisiert wurde. Mein Zug fuhr um 12:30 Uhr, also hatte ich ein wenig Zeit, ich war ja schon um 11 Uhr im Ziel. Langsam machte ich mich auf zum Bahnhof, lief noch kurz hoch zum Betzenberg, in dessen Schatten das Rennen stattfand und machte ein Erinnerungsfoto. Die Sonne schien mittlerweile schön warm vom Himmel (eine Sonne scheint auch meistens nicht kalt) und ich setzte mich noch ein wenig draußen hin bis mein Zug kam. Hinterher musste ich feststellen, dass ich wohl Dritter meiner Altersklasse M20 wurde und dafür noch einen Preis in Empfang hätte nehmen können. Schade, dass ich nicht länger bleiben konnte wegen der Zugfahrerei! Ich wäre gerne da geblieben, hatte aber leider einen nicht unerheblichen Rückweg vor mir.
Übrigens gibt es auf laufticker.de einen Bericht über diesen Lauf. Interessant geschrieben und es sind sogar zwei Fotos von mir dabei! Allein deshalb lohnt es sich, da reinzuschauen.

Der Betze - mitten im Wohngebiet
Insgesamt ein wirklich schöner Lauf mit neuer persönlicher Bestzeit. Was will man mehr? Für Paris bedeutet diese Zeit allerdings, dass es mit den 3 Stunden wohl doch eher nichts wird. Konservativ geschätzt muss ich wohl mit 3:02 std rechnen, wenn alles gut läuft. Und da ich im Marathon im Vergleich zum Halbmarathon doch noch ein wenig schlechter bin, wird die Zeit vielleicht eher so in Richtung 3:05 std tendieren. Allerdings habe ich in den kommenden Wochen noch ein paar Asse im Ärmel mit denen ich mein Training aufbessern werde und auch während des Rennens habe ich wohl noch ein paar Möglichkeiten, um schneller zu werden. Darüber berichte ich dann demnächst. Es bleibt also spannend! Sagte er, und verabschiedete sich wild winkend aus der leeren Halle.

Samstag, 24. März 2012

Road to Frankfurt 2011

Mein bislang letzter Marathon, bevor ich am 15. April den Paris Marathon laufen werde, war der Frankfurt Marathon 2011. Nachdem meine Kniebeschwerden auskuriert waren, konnte ich mich wieder vollkommen auf das Training konzentrieren. Ursprünglich wollte ich versuchen, in Etwa das Niveau vom Vorjahr zu erreichen. Immerhin hatte ich fast 6 Monate kein geregeltes Training hinbekommen. Aber als es dann August war und die heiße Phase des Trainings begann, hatte ich eine im Vergleich zu den anderen Vorbereitungen gute Grundlage geschaffen. Ich habe meinen Fokus auf größere Umfänge gelegt und bin noch wenige schnelle Einheiten gelaufen. Mein Gewicht war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls so niedrig wie nie zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung. Das machte sich dann auch in den schnellen Einheiten bemerkbar - ich konnte meine Zeiten aus dem letzten Jahr ohne Probleme erreichen und nach ein paar Wochen sogar schneller laufen. Generell muss ich vielleicht erwähnen, dass ich seit 2008 schon nach den Plänen aus Herbert Steffnys Großem Laufbuch trainiere und versuche, mich an seine Vorgaben zu halten. Das heißt, große Umfänge trainiere, verhältnismäßig wenige schnelle Einheiten. Ich bin damit immer gut gefahren.

Eine erste echte Standortbestimmung war für mich der 10km-Test, der fünf Wochen vor dem Marathon auf dem Plan stand. Da in meiner Umgebung dieses Mal kein Volkslauf an diesem Wochenende angeboten wurde, musste ich ihn notgedrungen auf der Bahn absolvieren. Ich mag es eigentlich überhaupt nicht auf der Laufbahn zu laufen, da es eben sehr sehr langweilig ist, 25 Runden im Kreis zu drehen. Aber dafür hat man eine ebene Strecke und kann sich sicher sein, dass man auch tatsächlich 10 Kilometer läuft und nicht irgendeine krumme Zahl, weil der Verantstalter eines Feld-, Wald-, Wiesenlaufs den Kurs nur mit dem Autotacho abgemessen hat.

10km ist meine Hassstrecke. Man keult mit voller Power durch und muss sich wirklich quälen. Man läuft halt permanent im roten Bereich. Und das ist unangenehm. Ich hatte mir eine Zielzeit von 42 Minuten vorgenommen. Den ersten Kilometer lief ich viel zu schnell los, wie eigentlich immer bei 10km-Läufen. Und wie immer würde ich dieses unabsichtliche zu schnelle Laufen später noch bereuen. Nach drei Kilometern wurde es schon schwer, meine Zwischenzeiten zu halten. So hatte ich nach der Hälfte etwa 10 Sekunden Rückstand auf meine Zielzeit. Alles noch im Rahmen mag man sich denken. Aber mir ging es schon so beschissen, dass ich nicht glaubte, es noch schaffen zu können. Es ist immer komisch, jeder verfluchte Kilometer erscheint so ewig lang und zieht sich, dabei sind es doch nur zehn! Nach sieben Kilometern hatte ich mich einigermaßen erholt, wenn man bei einem Puls von 185 davon sprechen kann, in diesen Bereichen spielt sich alles in kleinsten Margen ab, aber das Gefühl ist irgendwann wichtiger als der Puls. Und so konnte ich am Ende in 42:02 min doch noch ein erfreuliches Ergebnis erzielen.

Mit diesem Ergebnis im Rücken konnte ich nach den üblichen Formeln (siehe meine Linkempfehlung rechts "Hochrechnung von Laufzeiten") beim zwei Wochen später stattfindenden Halbmarathon mit einer Zielzeit von 1:32:39 std rechnen. Das wiederum würde eine Marathonzielzeit von 3:16:59 std bedeuten - also fast sieben Minuten schneller als ein Jahr zuvor! Ich ging also mit dem Vorhaben an den Start, den Halbmarathon in einer Zeit unter 1:32:30 std zu schaffen. Der Mainuferlauf in Offenbach passte perfekt in meinen Trainingsplan. Auch wenn man eigentlich nichts Positives über Offenbach sagen kann, wenn man wie ich Eintracht Frankfurt Fan ist, war dieser Lauf doch mit der schönste, den ich bislang bestritten habe. Es war ein eiskalter Oktobermorgen, Temperaturen um den Gefrierpunkt, und die Sonne schien von einem klaren Himmel herab. Es herrschte kaum Wind und der Kurs lief am Main entlang - eine Hälfte hin, die andere wieder zurück. Ich lief los und war wieder viel zu schnell unterwegs - ca. 10sek/km unter der angestrebten km-Zeit von 4:23 min. Das war aber insoweit kein Problem, als dass mein Puls partout nicht höher als 173 ging. Normalerweise renne ich Halbmarathons mit ca. 180 Schlägen/Minute. Ich versuchte trotzdem etwas langsamer zu machen, es gelang mir aber nicht wirklich, auch weil ich in einer recht flotten Gruppe unterwegs war, an deren Tempo ich mich anglich. Aber ich hielt es gut aus und zur Hälfte war mein Puls nie über 175. Ich war sehr guter Dinge, dieses Tempo bis ins Ziel durchhalten zu können. Nach ca. 12 Kilometern dachte ich mir, ich versuche einfach, noch ein wenig schneller zu laufen. Ich spürte einfach keine richtige Anstrenung, also verabschiedete ich mich aus dieser kleinen Gruppe und rannte nach vorne. Je mehr Läufer ich überholte, umso mehr Motivation schöpfte ich, noch schneller zu laufen. Ich hatte noch nie so einen Spaß bei einem Wettkampf wie dort. Meine Zielzeit würde ich locker schaffen und so langsam kam mir in den Sinn, dass ich ja auch unter 1:30 std laufen könnte. Also gab ich nochmals Gas und kam am Ende in 1:28:24 std ins Ziel. Der Schlussspurt über die letzten 3-4 km war bislang das beste Lauferlebnis. Nicht weil viele Zuschauer dabei waren, was natürlich auch immer toll ist, sondern weil einfach das Gefühl toll war, weit über den Erwartungen ins Ziel zu kommen und nicht sonderlich angestrengt gewesen zu sein.

Mein Training hatte also gut angeschlagen und so ging ich ziemlich fit an den Start des Frankfurt Marathons. Ich wollte versuchen mindestens 3:15 std zu laufen. Ich sah das tolle Halbmarathon-Ergebnis als positiven Ausrutscher nach oben an und wollte zu Beginn ein wenig langsamer loslaufen und schauen, wie sich das Rennen entwickelt. Etwas anderes war auch nicht wirklich möglich, da es dort wo ich stand, ziemlich dicht gedrängt war. Ich konnte also, ob ich wollte oder nicht, nicht viel schneller laufen als die 4:36/km, die ich auf den ersten 5km im Schnitt erzielte. Ich machte mich aber nicht verrückt, mittlerweile weiß ich ja, wie viel Zeit man am Ende gut machen kann, wenn man sein Pulver nicht schon am Anfang verschossen hat.

Die darauf folgenden 10 Kilometer liefen um einiges besser, die Masse hatte sich entzerrt und mein Puls war so gut, dass ich ein etwas schnelleres Tempo anschlug. Zur Halbmarathonmarke kam ich in einer Zeit von 1:34:48 std, was eine Zielzeit von unter 3:10 std ergeben würde, wenn ich bis zum Ende konstant durchlief... ja wenn. In Frankfurt ist es eigentlich immer das gleiche. Man wähnt sich schon fast im Ziel wenn man wieder in die City reinläuft. Aber dort schlängelt man sich nochmal gute 7km durch sämtliche Gassen. Ich machte in Höchst, ca. km 28, bewusst wieder etwas langsamer, um nicht wie die beiden Jahre zuvor, am Ende einzubrechen. In Höchst gibt es außerdem eine leichte, aber nicht zu unterschätzende Steigung, die man nicht zu schnell hochkeulen sollte. Ab km 30 geht es dann ca. 5km geradeaus auf der Mainzer Landstraße in die City hinein. Hier spielen sich dann schon einige Dramen ab - Läufer hören auf zu laufen und fangen an zu gehen oder setzen sich an den Straßenrand. Ich hingegen fühlte mich noch ziemlich fit und befeuert von der Erkenntnis, dass ich kaum mehr als 10km vor mir hatte, zog ich das Tempo wieder an. Ich überholte etliche Läufer, was natürlich eine zusätzliche Motivation ist, weil man weiß: Ich bin gut drauf!

Die Euphorie legte sich, wie eigentlich immer, gegen Kilometer 38. Obwohl hier mit die meisten Zuschauer sind, fühlte ich mich auf einmal wie ausgelutscht. Ich feuerte mich noch einmal an, und damit auch die Zuschauer, die erschreckend still auf die vor sich hinkeuchenden Läufer starrten und konnte so noch einmal ein bisschen Adrenalin freisetzen. 2km vor dem Ziel sah ich auch meinen Bruder und meinen Vater, die mich immer treu begleiten und ihrerseits meine Marathonläufe zum ausgedehnten Kaffee- und Kakaotrinken nutzen. Aber auch das half nix. Ich konnte nix mehr zusetzen, aber ich brach nicht völlig ein und verlor so auf den letzten 5km nur ungefähr eine halbe Minute. Das war im Rahmen und am Ende stand eine Zeit von 3:10:17 std, die mich immer noch sehr stolz macht.

Bis hierhin habe ich sieben Marathonläufe absolviert und Paris soll jetzt im April der nächste sein. Ich werde von nun an etwas detaillierter auf meine Eindrücke und die Läufe mitsamt ihrem Drumherum eingehen. Bisher war alles irgendwie Nachholarbeit, die ich jetzt hinter mir habe. Ich hoffe, es war nicht allzu langweilig!

Morgen laufe ich in Kaiserslautern den Halbmarathon. Ich werde versuchen, ihn ausführlich zu dokumentieren. Die Hinreise gestaltet sich schon durchaus kompliziert, also müsste es genug Stoff für total super spannende Geschichten geben!

Freitag, 23. März 2012

Verletzung - Fluch und Segen

Nach dem Frankfurt Marathon 2010 hatte ich mir fest vorgenommen, mein Training auch im Winter konsequent weiter zu führen. Der Winter allerdings stellte sich als unfassbar kalt heraus und der innere Schweinehund war einfach zu stark und hielt mich drinnen in der warmen Bude gefangen. Trotzdem ging ich natürlich ein paar Mal laufen - ganz ohne geht ja dann auch nicht. Im Januar 2011 fing ich dann wieder einigermaßen regelmäßig mit dem Laufen an. Das Frustrierende ist dann immer, dass man, wenn man länger als zwei Monate sein Training schleifen lässt, fast wieder bei Null anfangen muss. Schneckentempo, geringe Umfänge. Dann läuft man meistens im Dunkeln, was auch nicht schön ist. Bei mir kamen dann auch noch starke Schmerzen im rechten Knie hinzu. Ich konnte mir überhaupt nicht erklären, wo diese herkamen, denn ich lief höchstens dreimal die Woche und selten länger als eine Stunde. Ich musste Läufe abbrechen, machte vier bis fünf Tage Pause und versuchte es wieder - ohne Erfolg. Die Schmerzen traten regelmäßig nach 20 Minuten Laufen auf. Teilweise wurden sie so stark, dass ich Probleme beim Treppensteigen hatte.

Also es half alles nichts. Ich musste zum Orthopäden. Schließlich laufe ich hauptsächlich immer noch aus Gesundheitsgründen, da wollte ich mir mein Knie nicht nachhaltig ruinieren. Ich hasse Arztbesuche: Man begibt sich in fremde Hände, denen man absolut hilflos ausgeliefert ist, weil man sich auf deren Expertise verlassen muss. Ich habe die Dinge selbst gerne im Griff, aber bei Krankheitsgeschichten ist man immer auf fremde Hilfe angewiesen: furchtbar.
Die Diagnose ist nicht ganz leicht wieder zu geben: Anscheinend habe ich im rechten Knie eine Art Hypermobilität, das heißt, dass sich mein Knie extrem durchdrücken lässt. Links hingegen bin ich aufgrund der Folgen eines Kreuzbandrisses und entsprechender OP in der Bewegung leicht eingeschränkt, das heißt, ich kann das Knie nicht mehr hundertprozentig strecken, sondern eben nur zu 98% oder so. Ist alles nie ein Problem gewesen. Nur hat sich anscheinend diese Dysbalance mit der Zeit auf das rechte Knie ausgewirkt, da bei jedem Schritt das rechte Kniegelenk unsachgemäß belastet würde. So in etwa habe ich die Erklärung in Erinnerung. Jedenfalls habe ich anschließend Physiotherapie gemacht, trage seitdem eine kleine Bandage, die auf der rechten Patellasehne aufliegt und mache regelmäßig Kräftigungsübungen für meine beiden Kniegelenke. Hinzu kommt bei mir ein leichter Beckenschiefstand, der diese Kniegeschichte zusätzlich zu befördern schien. Ich sollte also verstärkt Übungen für die Rumpfmuskulatur durchführen.
meine Patellasehnenbandage

Wenn man Knieprobleme hat, die solche Schmerzen verursachen, geht man zunächst einmal vom schlimmsten aus: Ich dachte da so an irreparable Knorpelschäden oder ähnliches. Von daher war ich sehr erleichtert, als es hieß, ich könne mit entsprechender Sorgfalt bei den Übungen ohne Probleme weiter laufen. Ich nahm mir allerdings jetzt bewusst eine Auszeit, um die Übungen durchzuführen und nicht zu schnell wieder zu beginnen. Den Halbmarathon in Mainz ließ ich aus, obwohl ich schon angemeldet war und er direkt vor meiner Haustür stattfindet. Dafür konnte ich ihm zum ersten Mal als Zuschauer beiwohnen - ich fragte mich immer, was die Leute motiviert, sich Tausende keuchende Gestalten anzugucken. Wenn ich keine Läufer kenne, dachte ich, würde ich es mir auch nicht anschauen. Aber es machte einen Riesenspaß. Das Wetter war grandios, die Läufer jammerten natürlich alle, und ich konnte mir schön den Start anschauen, danach gemütlich draußen frühstücken und dann meinen Bruder anfeuern, der sich durch die Hitze quälte. Komisch war es aber trotzdem: Ich war nicht dabei und mir blutete das Herz. Mir war gar nicht klar, wie wichtig mir das Laufen in den letzten Jahren geworden war. Also nahm ich mir vor, in Zukunft ernster an die Sache heranzugehen. Zum Laufen gehören eben auch Gymnastik, Stabilisationsübungen und Krafttraining.

Ich fing im Sommer wieder langsam mit dem Laufen an und trainierte gleichzeitig zuhause und im Fitnessraum der Mainzer Universität an meinen körperlichen Defiziten. Die Knieprobleme tauchten nicht mehr auf und ich war relativ schnell wieder auf dem Stand, den ich ein Jahr zuvor erreicht hatte.

Insofern kann man sagen, dass die Verletzung im Nachhinein viel Gutes hatte. Ich konnte das Laufen wieder mehr würdigen, freute mich über jede Einheit ohne Schmerzen und wurde mir bewusster darüber, dass Marathonlaufen eben doch eine recht belastende Angelegenheit ist, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte, wenn man seinen Körper nicht kaputt machen will.

Mittwoch, 21. März 2012

Immer wieder Marathon!

Ich merke gerade, dass ich den ersten Marathon doch ziemlich gut in Erinnerung habe - wahrscheinlich wie bei allen "firsts" behält man auch seinen ersten großen Lauf in bester Erinnerung. Ich kann mich besonders an die vielen vielen Pizzen, die ich danach verschlungen habe, erinnern. Wenn man in den schlauen Büchern über die Tage nach dem Marathon liest und wie man sie für eine bestmögliche Regeneration verbringen sollte, wie man sich ernähren sollte, so habe ich wahrscheinlich alles falsch gemacht. Ich habe gegessen, was ich wollte und habe mich null bewegt. Ich konnte mich aber auch einfach nicht bewegen! Während Herr Steffny über Regenerationsläufe in der Woche danach schreibt, machte ich mir Gedanken über den nächsten Gang zur Toilette. Laufen war also eine nicht machbare Art der Fortbewegung für mich in der Woche nach dem ersten Marathon.

Aber irgendwann war der Muskelkater ja dann auch weg. Und die Frage ist dann: Was anstellen mit noch guter Form und wie sieht der langfristige Plan aus? Kurz nach dem Marathon wollte ich so etwas nie wieder machen, aber die Grenzerfahrung gefiel mir irgendwie. Und die anerkennenden Kommentare von Freunden und Bekannten natürlich auch - ein bisschen Lob einzuheimsen ist ja nun auch nicht verkehrt.

Also habe ich den Sommer damit verbracht, in eher unregelmäßigen Abständen laufen zu gehen. Ich nahm noch einmal am gleichen Mainzer Pampa-Lauf teil wie vor einem Jahr und wurde - Dritter! Unfassbar, mit einer eher schwachen Zeit von 47 Minuten über 10,7 km oder sowas (genau wussten die das selbst nicht, weil die Strecke kurzfristig wegen Bauarbeiten geändert werden musste). Aber das Rennen an sich war sehr spaßig. Ich wusste, dass nicht allzu viele vor mir waren und hackte deshalb so schnell ich konnte, durch das Feld und konnte mich irgendwann von meinem letzten Begleiter lösen. Ihm war es vermutlich vollkommen egal - aber ich wollte ihm entwischen. Ein bisschen Wettkampf macht ja dann auch Spaß!

Ich merkte, dass ich zum konsequenten Lauftraining ein Ziel vor Augen brauche. Das ist heute auch noch so. Also meldete ich mich im Herbst wieder für den Mainzer Marathon an. Diesmal wollte ich unter 3:45 std laufen, steigerte also die Umfänge und lief jetzt mindestens fünf mal in der Woche. Ein paar Tage vor dem Marathon verspürte ich jedoch ein leichtes Kratzen im Hals - der moderne Mann fürchtet sogleich um sein Leben! Aber im Ernst: Am Tag des Marathons fühlte ich mich schlaff, hatte nen anständigen Husten und war schlicht nicht fit. Ich lief trotzdem. Das Wetter war wieder sehr warm, vielleicht sogar schwüler als im Jahr zuvor. Die erste Hälfte absolvierte ich auch in der angestrebten Zwischenzeit. Ab Kilometer 28 ging mir jedoch absolut die Puste aus. Bei Kilometer 30 musste ich eine Gehpause einlegen. Ich war kurz davor, aufzugeben, da der Zielbereich nur wenige hundert Meter entfernt hinter mir lag. Je weiter ich lief, umso unsinniger wäre eine Aufgabe, weil man dann mit dem Bus hätte zurück fahren müssen. Also entweder jetzt aufgeben oder durchlaufen. An mir liefen wieder zwei dieser ewig fröhlichen Läufer vorbei, von ihnen hörte ich nur den Spruch: "...falsch trainiert..." Und da war klar, dass ich weiter laufen würde. Die wussten doch überhaupt nicht was los war mit mir! Falsch trainiert am Arsch, dachte ich mir. Ich war gut vorbereitet. Nunja, wieder kam die Motivation durch das Ärgern über andere Leute. Ich lief langsam wieder los und kam nur schleppend in Tritt. Ich habe nie wieder danach eine Gehpause in einem Marathon eingelegt, weil das wieder Loslaufen absolut brutal ist. Die Beine machen zu, das Gehirn hat sich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass ja jetzt Schluss ist. Also muss die Arschtreterei ein neues Niveau erreichen - und das mag ich nicht sonderlich. Ich erreichte immerhin das Ziel - aber nur in 4:04 std. Kann passieren, dachte ich mir. Und dass ich ins Ziel gelaufen war, fand ich nicht schlecht. Aber irgendwie wollte ich so eine verhältnismäßige Enttäuschung nicht auf mir sitzen lassen. Deshalb meldete ich mich für den Frankfurt Marathon im Oktober 2008 an. Ich trainierte also nach einer kurzen Pause konsequent weiter. Ich nahm mir das gleiche Ziel wie für den Mainzer Marathon vor. Ich kam in guter Form an den Start, hatte vorher in Darmstadt einen Halbmarathon in 1:43:30 std gelaufen und war bester Dinge. In meiner Erinnerung ist dieser Marathon auch der schönste, bis heute. Es war total einfach, die mir vorgenommenen Zwischenzeiten einzuhalten und ich konnte ab km30 sogar noch deutlich an Geschwindigkeit zulegen und erreichte in 3:39 std das Ziel. Somit hatte ich mich in anderthalb Jahren um 20 Minuten gesteigert. Ich begann zu rechnen und wollte diese Verbesserung unbedingt nächstes Jahr aufrecht erhalten.

Also meldete ich mich wieder für Mainz an. Es war wieder sehr heiß. Das Training lief irgendwie nicht ganz so flüssig, wie ich mir das erhofft hatte. Aber ich konnte trotzdem eine neue Bestzeit mit 3:35 std erreichen. In der Vorbereitung lief ich einen Halbmarathon irgendwo im Hunrück. Das Schöne an dieser Vorbereitung war, dass ich mittlerweile immer mehr meiner Freunde zum Laufen "überredet" hatte oder sie zumindest irgendwie angesteckt hatte. So lief ich zusammen mit einem sehr guten Freund im Hunsrück und in Mainz. Leider konnte sich bis heute keiner meiner Freunde für das dauerhafte Marathonlaufen begeistern.

In Frankfurt 2009 sollte dann die 3:30-Grenze fallen. Das tat sie auch, aber ich war unzufrieden mit dem Lauferlebnis an sich. Die letzten 5 Kilometer waren die reinste Qual und von den vielleicht möglichen angepeilten 3:25 std war ich am Ende doch gute zweieinhalb Minuten entfernt.

2010 lief ich in Mainz gemeinsam mit meinem Bruder die Marathonstaffel. Er lief die erste Hälfte, in strömendem Regen, ich die zweite, bei aufklarendem Himmel. Für die Marathonvorbereitung fehlte mir irgendwie die Zeit oder die Motivation, das weiß ich nicht mehr so genau. Der Lauf machte unheimlich Spaß, weil ich mir nicht so viel davon erwartete. Häufig sind zu hoch gesteckte Ziele im Kopf der Grund, warum ein Laufereignis schnell frustrierend wird. Ohne großartig auf Zwischenzeiten zu achten, lief ich trotzdem eine neue Bestzeit mit 1:37 std. Für den Herbst war dann wieder Frankfurt angesagt. Ich wollte unter 3:20 std laufen, evtl. sogar die 3:15 std anpeilen. Am Ende wurden es 3:23 std. Und so langsam kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch mal etwas an meinen Zielsetzungen ändern müsste. Oder an meinem generellen Lebensstil. Entweder wischiwaschi Vorbereitung oder eine gute Endzeit. Beides gleichzeitig ging nicht. Das hatte ich jetzt verstanden.

Dienstag, 20. März 2012

Mein erster Marathon

Mein erster Marathon war der Gutenberg Marathon 2007 in Mainz. Mein Ziel war es, in unter vier Stunden das Ziel zu erreichen. In meinem Umfeld erntete ich dafür - hm, Bewunderung bis Verwunderung, würde ich sagen. Viele fanden das total unglaublich, einen Marathon zu laufen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das nur sagten, um mir irgendwie zu schmeicheln, weil - naja, wenn man sich anschaut wie viele Hunderttausende Menschen jedes Jahr einen Marathon laufen, ist das jetzt nichts Übermenschliches. Und ich wollte ja auch nix großartiges erreichen. Unter vier Stunden! Das laufen viele 70-jährige noch. Und ich war 24 - also sollte es kein allzu großes Problem werden. Ich hatte mich in ein paar Bücher eingelesen und die Grundlagen des Marathontrainings verstanden. Wenn ich wieder und wieder Geschichten von Menschen lese oder höre, die Marathon laufen, ohne sich ein klein wenig mit Trainingslehre zu befassen, kann ich das immer nicht nachvollziehen. Wenn ich so ein Projekt angehe, was ja dem Körper durchaus einiges abverlangt, dann mache ich mich doch vorher insoweit schlau, als das meine Energie nicht sinnlos in irgendwelchen nutzlosen Trainingeinheiten verpufft. Ich lief damals vier Einheiten pro Woche mit ca. 50-60km. Ich hatte mir eine Pulsuhr zugelegt, mit der ich meine Trainingsbereiche in Etwa einhalten konnte. Ich kann mich noch an meinen ersten langen Lauf über zwei Stunden erinnern. Ich hielt mich sklavisch an die Vorgabe, den Puls nicht über 70% der max. Herzfrequenz zu treiben, was bedeutete, dass ich natürlich im Schneckentempo durchs Feld lief. Aber das war ja egal. Es regnete in Strömen und nach einer Stunde bekam ich tierischen Hunger. Aber als ich es geschafft hatte, war ich tierisch stolz. Zwei Stunden am Stück im Regen mit Hunger durchgelaufen. Mit jedem Training kam ein weiteres kleines Erfolgserlebnis dazu. Ich führte sorgfältig Tagebuch darüber, wie lang und wie schnell ich lief und auch mit welcher Herzfrequenz. Später fing ich an, Buch über mein Gewicht zu führen. Mit 1,93m gehöre ich ja eher zu den größeren und damit automatisch auch zu den schwereren Läufern. Ein halbes Jahr vor dem Lauf stand ich bei ca. 87kg. Am Tag des Marathons waren es 79kg.
Mein Trainingstage"buch"

Apropos: Es war also endlich der 6. Mai 2007! Ich war schon leicht nervös, hatte Angst vor der langen Strecke. Zu allem Überfluss war es an diesem Tag ungewöhnlich warm. Mindestens 25 Grad und die Sonne schien unerbittlich auf den heißen Asphalt (genug Poesie). Morgens war es ja noch recht frisch. Ich fand mich, nachdem ich mich von meinen Begleitern verabschiedet hatte (so etwa fühlt man sich bestimmt auch, bevor man in den Krieg geht - ich übertreibe gern), in meinen Startblock ein. Der Zielzeit von unter vier Stunden entsprechend war das ziemlich weit hinten im Feld. Ich fand mich also zwischen schnatternden Mittfünfzigern und diesen von permanenter Fröhlichkeit "gesegneten" Herren und Damen wieder. Leute, die einfach so zum Spaß laufen. Ich mag diese Einstellung. Ganz ehrlich. Aber es war nichts für mein Mindset: Zu laufen, bis ich umfalle. Das hatte ich mir vorgenommen. Das Training an sich hatte unheimlich Spaß gemacht. Aber ich wusste, dass ich heute extrem an meine Grenzen gehen musste, wenn ich mein Ziel erreichen wollte. Das war also kein Spaß für mich, eher sowas wie Krieg: Gegen das Wetter, die Strecke, nervige Läufer und vor allen Dingen gegen den inneren Schweinehund.

Die Stimmung war toll, es gab Musik, Geklatsche, deutsche brasilianische Klänge spielende Musikgruppen, was immer irgendwie verwirrend ist. Ich war einfach nicht so ganz dafür zu begeistern. Nun gut - der Startschuss kam und - man ging langsam Richtung Startlinie. Es dauerte ewige sieben Minuten, bis ich endlich loslaufen konnte. Ich fand schnell meinen Rhythmus, traute mich aber nicht so recht auf meinen Puls zu schauen. Die Zwischenzeiten stimmten aber. Ich kurvte durch einige Kaffeekränzchen - anscheinend nahmen es nicht alle so genau mit der richtigen Einordnung in die Startblöcke. Nach 10km wagte ich dann doch mal einen Blick auf den Puls. Er war etwas zu hoch. Aber noch im erträglichen Rahmen. Mit der Zeit nahm die Hitze immer weiter zu. Ich redete mir ein, dass ich in der Hitze ja erst richtig gut wäre. Aber natürlich ist es so, dass es keine optimalen Bedingungen für einen Marathon waren. Ich trank und aß fleißig an den Verpflegungsstellen. Nach der Hälfte der Strecke war ich ca. eine Minute schneller als ich für die vier Stunden sein müsste - also alles in Ordnung. Marathons werden umso interessanter, je länger man läuft. Bis Kilometer 28 war auch alles in Ordnung. Ich hatte zwischenzeitlich noch einen Riegel verdrückt. Sowas nehme ich heute nicht mehr mit auf Wettkämpfe. Er ist mir buchstäblich im Hals stecken geblieben. Netterweise kam einer dieser so nervenden Läufer und bot mir sein Getränk an. Ich trank einen Schluck und bedankte mich - diese Art von Solidarität, wenn es hart auf hart kommt, erlebt man immer wieder unter den Läufern und das ist einer der Gründe, warum Laufen so großartig ist: Konkurrenz gibt es im großen Feld nicht. Man pusht sich gegenseitig, hilft sich, wenn man kann und feuert sich an. Trotzdem wurde es so langsam unangenehm. Länger als 30km war ich noch nie gelaufen und mein Körper fing jetzt so langsam mit dem Rebellieren an. Zuerst fing der Magen an zu streiken. Er wollte nicht noch ne Banane annehmen und Getränke waren auch nicht mehr so sein Fall. In Angst vor dem Mann mit dem Hammer hatte ich mich vielleicht überfressen. Jedenfalls bekam ich Seitenstechen. Und nach dem Körper fing auch der Geist an zu streiken. Er fragte mich, was das denn alles solle. Unter vier Stunden, über vier Stunden, wo da der Unterschied sei. Ich, clever wie ich bin, hatte mir folgende Strategie zurecht gelegt: Je schneller ich ins Ziel laufe, umso schneller ist der Schmerz auch vorbei. Diese Argumentation betete ich mir vor. Aber nach ein paar Kilometern konnte ich mein eigenes Geseier nicht mehr hören. Ich freundete mich mit dem Teil an, der etwas langsamer machen wollte. Auf den Puls schaute ich auch nicht mehr, das war mir zu deprimierend geworden. Nach 35km lag ich ca. 2 Minuten über der vier Stunden-Grenze. Ich wollte nur noch ins Ziel kommen und bei meinen Begleitern eine einigermaßen gute Figur abgeben, die mich bei km40 erwarteten. Außerdem kam mir noch folgendes Szenario in den Sinn: Ich laufe also diesen Marathon zu Ende und erreiche eine Zeit von 4 Stunden plus x. Damit hätte ich mein vollmundig angekündigtes Ziel verfehlt. Klar, Marathon geschafft, aber die mitleidigen Blicke und Kommentare, dass ich ja trotzdem ganz gut gewesen sei, wollte ich mir nicht geben. Leute, die noch nie Marathon gelaufen sind, geschweige denn ne halbe Stunde am Stück joggen können, von denen wollte ich mir keine gespielte Aufrichtigkeit anhören. Also fing ich an, mir Feindbilder im Kopf aufzubauen: Denen zeig ich's noch! Solche komischen Sachen liefen also jetzt im hirnverbrannten, sauerstoffunterversorgten Kopf ab. Und ich lief wieder schneller.

ca. 1,5km vor dem Ziel...
Bei km40 wartete mein Bruder, der ne Zeitlang mitlief und der mir sagte, dass ich es schaffen könnte. Es war zwar tierisch heiß mittlerweile und ich musste bei jedem Schritt einen Oberschenkelkrampf fürchten, aber ich lief so schnell ich konnte. Als der letzte Kilometer anbrach, wagte ich also einen Blick auf die Uhr und es sah tatsächlich so aus, als könnte ich es schaffen. Auf der Zielgeraden, die ca. 700m lang ist, wusste ich, dass ich es schaffen würde und machte etwas langsamer. Von Genießen kann zwar keine Rede sein, aber ich schaffte es immerhin einigermaßen gelassen über die Ziellinie. Am Ende standen 3:59:41 auf der Uhr. Doch ganze 19 Sekunden, die ich auf 42,195km gut gemacht hatte...

Insgesamt war es ein einmaliges Erlebnis. Ich könnte noch so viel mehr über den Lauf an sich schreiben, der sich mir wirklich ins Gedächtnis gebrannt hat, wahrscheinlich wegen des Wetters. Hinterher tat mir alles weh und ich konnte mich kaum geradeaus bewegen. Ich dachte: Nie mehr tu' ich mir sowas an. Ich gab meinen Leihchip ab und konnte an den drei folgenden Tagen keine Treppe vorwärts runter gehen. Aber als der Schmerz ging, blieb der Stolz und der Wunsch, dieses Erlebnis zu wiederholen. Und natürlich wollte ich besser werden. Also lief ich weiter.

Vorstellung

Ja, wie hier auf der rechten Seite zu lesen ist, laufe ich jetzt schon seit fast sechs Jahren. Ich bin mittlerweile fürchterliche 29 Jahre alt, woran man sieht, dass ich kein Läufer von Kindesbeinen an bin. In der Schulzeit war Laufen für mich immer lästig. Meine Berührungen mit dem Laufsport sahen damals so aus, dass uns gesagt wurde, dass ein 800m-Lauf auf dem Schulplan steht und dieser nächste Woche im Stadion absolviert werden sollte. Diese Information war jedoch mehr um uns darüber zu informieren, dass wir in der nächsten Woche nicht in der Halle, sondern auf der Bahn sein werden und wir somit auch ja unsere Draußen-Schuhe einpacken sollten und weniger, um uns wirklich auf so eine Art Lauf vorzubereiten. 800m sind für ein Kind im Alter von 12 Jahren sicherlich ne ordentliche Strecke. Und wie läuft man diese Strecke, damit man eine möglichst gute Zeit schafft? Niemand erklärte es uns, aber hinterher gab es Noten auf die Endzeit. Zusätzlich wurden die Kinder gedemütigt, die die 800m nicht am Stück rennen konnten (nicht absichtlich, aber doch dadurch, das jeder sehen konnte, dass sie nicht fit waren). Das war also in Etwa so, als würde man in der 5. Klasse den Kindern erzählen, dass man nächste Woche eine Arbeit über Bruchrechnung schreibt - ihnen aber nicht erklärt, wie man mit Brüchen rechnet. Vollkommen absurd, aber so sah mein Sportunterricht aus. Und genau deswegen habe ich das Laufen immer gehasst. Man rannte bis einem schwarz vor Augen wurde und auf den letzten Metern hat man seine Beine nicht mehr gespürt. Das ist ja eigentlich eine nette Erfahrung, hätte man sich damals nicht immer mit anderen vergleichen und sich selbst von der unsportlichen Lehrerin sagen lassen müssen, dass man ja nur Mittelmaß sei. Wenn man bis an die Kotzgrenze gelaufen ist, ist das so ziemlich das Letzte was man hören möchte. Nun gut, genug traumatische Erinnerungen aufgearbeitet. In der Oberstufe ging das zwar genauso weiter, aber ich denke, das Prinzip ist klar: Niemand hat einen je auf das Laufen vorbereitet. Man musste es tun und dann wurde geschaut, wie man sich dabei schlug. Und logischerweise schlug ich mich eher nicht so gut. Es gab Leute in meiner Klasse, die in einem Leichtathletikverein waren oder solche, die von Natur aus gut auf längeren Strecken unterwegs waren, weil sie leicht und klein und somit flott waren. Ich war nie unsportlich - aber mein Fokus lag klar auf den Ballsportarten und Laufen war auch dort immer nur Mittel zum Zweck. Auch im Fußball- oder Tennisverein wurde uns nie erzählt, wie man wirklich effektiv seine Kondition steigert. Trainingswissenschaftliche Höhepunkte im Fußballverein waren: "Macht mal ne Ecke auf!" und: "Diese Woche ist Saisonvorbereitung! Das heißt, wir laufen jetzt 20km, so schnell wir können - das muss ja wohl für irgendwas gut sein!".

Kurz: Ich war kein Fan des Laufsports, aber ich fand die Vorstellung faszinierend, 42km am Stück zu laufen. Natürlich wusste ich nicht wie das gehen sollte und es war auch nur eine vage Phantasie einmal selbst einen Marathon zu laufen. Als ich mir dann beim Fußball das Kreuzband riss und daraufhin nach längerem Hin und Her zu dem Entschluss kam, mit Ballsport aufzuhören, wollte ich der Laufsache eine Chance geben. Im Fußball war ich immer relativ gut, ohne mich großartig anstrengen zu müssen. Beim Laufen wusste ich gar nicht, wo ich stehe. Die Überlegung, einen Marathon zu laufen, kam mir, nachdem ich aus Spaß an einem 10km Lauf irgendwo in der Mainzer Pampa teilgenommen hatte. Ich wollte einfach wissen, wie schnell ich so bin. Die Erfahrung, 10km am Stück bei größtmöglicher Anstrengung durch zu rennen, fand ich unglaublich. Ich war auch viel schneller als ich dachte und meldete mich daraufhin für 2007 beim Mainzer Marathon an. Und da ich mal jemanden sagen hörte, dass man sich erst als Sportler bezeichnen könnte, wenn man einen Marathon unter vier Stunden absolviert, steckte ich mir diese Zeit als Ziel.

Mein jüngerer Bruder hatte sich mal zwei Bücher über das Laufen gekauft, die ich mir sogleich auslieh und zu lesen begann. Es waren auch Trainingspläne vorhanden und ich lernte schnell, was wichtig beim Lauftraining ist und wie man seine Leistung steigern kann. Ich hatte damals nur ein halbes Jahr Zeit um mich auf den Marathon vorzubereiten und heute würde ich sagen, dass ein solches Vorhaben eher unsinnig ist, aber damals wusste ich es nicht besser. Also fing ich an zu trainieren und mit jedem Lauftag stieg der Spaß am Laufen... naja das stimmt nicht ganz. Es gibt Tage, da hasst man es, laufen zu gehen. Aber hinterher fühlt man sich immer bessser - so geht es mir zumindest. Ich bin also bis heute beim Laufen geblieben und betreibe es im Moment recht intensiv. Und da einem während des Laufens Tausende Gedanken darüber im Kopf herumschwirren, habe ich mir gedacht, ich schreibe sie hier mal auf - und wenn ich das nur für mich tu'. Falls doch jemand mitliest: Ich werde mal versuchen, meine verschiedenen Läufe chronologisch einzuordnen, meine Erfahrungen dazu zu schildern und meine sonstigen Gedanken das Laufen und andere Läufer betreffend hier nieder zu schreiben. Viel Spaß beim Lesen!