Samstag, 2. Mai 2015

Eine Woche vorm Halbmarathon

Jedes Mal, wenn ich hier was schreiben will, will ich mit "Soo!" anfangen. Irgendwann muss mir mal jemand gescheite Einleitungen für diesen Unsinn hier beibringen.

Aber fangen wir doch mit dem Offensichtlichen zuerst an: Es ist noch eine Woche bis zum Halbmarathon, der, nebenbei bemerkt, mein erster Halbmarathon sein wird, auf den ich mich explizit vorbereitet habe. Vorher fanden Halbmarathons für mich immer nur im Rahmen von Marathonvorbereitungen statt. Also müsste hier doch eine neue Bestzeit rausspringen, höre ich meine nervige, immer den Finger in die Wunde legende innere Stimme tönen. Naja, ja und nein.

Nein, weil ich vor drei Jahren, als ich meine Bestzeit in Kaiserslautern gelaufen bin, wirklich, wirklich gut in Form war. Ich merke das jetzt gerade wieder. Ich vergleiche mein Training damals mit jetzt und habe Respekt vor der Regelmäßigkeit und Beharrlichkeit, mit der ich damals trainiert habe. Nicht dass ich jetzt Trainingseinheiten einfach so ausfallen lassen würde, damals war ich nur quasi von September bis Mai durchgehend im Training, bin in der Zeit zwei Halbmarathons und Marathons, sowei drei voll gelaufene 10er gelaufen. Außerdem waren die Umfänge andere. Aber gut, es war ja auch ein Marathontraining. Dieses Jahr bin ich seit Januar ziemlich gut dabei. Die Umfänge sind geringer, klar. Aber ich laufe härtere Intervalle, schnellere Tempoläufe und bin auch sonst nicht allzu langsam unterwegs, wenn lockere Dauerläufe anstehen. Vor drei Jahren war ich außerdem leichter. Immerhin zwei bis drei Kilo, aber heute bin ich mit ca. 79kg auch nicht schlecht dabei. Es ist ein bisschen so wie bei Mario Kart. Ich renne gegen meinen eigenen Geist.

Ganz realistisch gesehen ist eine neue Bestzeit nicht drin. Das muss ich mal vorweg sagen. Aber, und das ist das Spannende, ich trau mir nach dem Maarauelauf und nach dem letzten 3x3km-Intervalllauf doch ein gutes Rennen zu. Der Maarauelauf war so ziemlich der erste "10er" (auch wenn es 11,1km waren), den ich ohne allzu große Qual durch laufen konnte und am Ende noch anziehen konnte. Ich bin auch vorher schon 10er mit negativem Split gelaufen, aber immer war da dieser psychologische Durchhänger bei Kilometer 6-7, bei dem ich dachte, gleich zerlegt's mich. Dieses Mal nicht und ein Tempo von unter 4min/km fühlte sich nicht so furchtbar an.

Der letzte richtige Intervalllauf war am Donnerstag. 3x3km im geplanten Halbmarathontempo. Natürlich ist das genau die Frage: Was ist das geplante HM-Tempo? Ursprünglich wäre ich ja mit einer 1:27 sehr zufrieden gewesen. Also etwa ein Tempo von ca. 4:08min/km. In Kaiserslautern lief ich im Schnitt eine 4:04min/km. Ich nahm mir für die Intervalle mal optimistisch eine 4:05min/km vor und wollte genau darauf achten, wie sich das so anfühlt. Dafür sind diese Intervalle im Renntempo da: Ein Gefühl entwickeln, ob man das Tempo halten kann, ob man überzieht und wenn man sich gut fühlt, gibt das natürlich Selbstvertrauen. Und es fühlte sich gut an. Die jeweils ersten Kilometer waren jeweils etwas zu langsam, aber ich konnte problemlos anziehen und am Ende war ich zwei Mal bei 12:11min für 3km. Die letzte Runde ging ich auch wieder defensiv an, war aber nach 2km wieder im 4:04er Schnitt. Dann tauchten vor mir zwei recht flotte Läufer auf und ich dachte mir, dass ich einfach mal ein bisschen die Rennsituation simuliere und probierte, sie einzuholen. Klar, sie waren nicht intervallmäßig unterwegs, aber die Motivation, die ich daraus ziehe, mich an Läufer vor mir zu hängen, macht mich im Rennen immer schneller. So war es auch jetzt. Nicht falsch verstehen, ich hechelte nicht creepy hinter ihnen her und schnaufte dabei wie ein Asthmatiker. So ist mir das schon öfters passiert: Ich überhole jemanden und derjenige hängt sich verzweifelt an mich - ganz ehrlich: Ich finde das immer entwürdigend für beide Parteien.
Jedenfalls: Es war so, dass sie ca. 200m vor mir waren und ich zügig an ihnen vorbei laufen konnte und den letzten Kilometer in 3:52min lief. Klar war das anstrengend, aber es fühlte sich nicht zu hart an und weil es der letzte von neun Kilometern im Renntempo war, konnte ich daraus doch ein bisschen Selbstvertrauen ziehen und denke mir daher jetzt, wenn es anfangs gut läuft, werde ich eher auf eine 4:03-4:04min/km zielen, als in Richtung 4:05-4:08 zu gehen. Und da ein Halbmarathon für mich nicht wirklich lang genug ist, um am Ende kolossal einzubrechen, setze ich gegen Ende des Rennens einfach mal auf meine mentale Stärke, um dann das Tempo halten zu können. Aber irgendwie sind das noch alles Luftschlösser. Jetzt muss ich erstmal die letzte Woche gescheit überstehen. Nicht mehr zu viel machen und mich ausruhen wird die größte Herausforderung, weil ich mich momentan ziemlich gut fühle.

Abschließend kann ich noch festhalten: Ich bin wieder ganz frisch verliebt ins Laufen! Das liegt neben der guten Form vor allem am Frühling und dem tollen Wetter. Da macht es einfach großen Spaß. Letzten Sonntag bin ich durch die Wiesbadener Wälder bei Rambach und Naurod gelaufen und das war einfach großartig. Da ist nämlich kein Mensch und man hört nur die Vögel in der Gegend rumzwitschern - das hat immer was arg beruhigendes. Außerdem hat mir die bergauf- und bergab Lauferei großen Spaß gemacht. So gesehen, ist es nicht ganz so wichtig, ob ich jetzt ne 1:25 oder ne 1:27 laufe...

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