Montag, 26. März 2012

Bericht Halbmarathon Kaiserslautern

So jetzt kommt endlich mein erster aktueller Post! Juhuu! Schrie er und niemanden interessierte es...

Also Halbmarathon: Prinzipiell meine Lieblingsdistanz. Man läuft in einem Bereich, der nicht total kotzig ist, aber auch nicht so lang, dass die Distanz einem größere Probleme bereitet. Der Reiz ist beim Marathon natürlich ungleich größer, weil man hier an seine körperlichen und vor allem mentalen Grenzen geht.

Ich musste dieses Mal ganz alleine zum Wettkampf fahren, ansonsten begleiten mich immer mein Vater und mein jüngerer Bruder. Vielleicht lag es auch daran, dass der Weg doch nicht unerheblich ist von Mainz aus und da der Start schon um 9:30 Uhr war, musste ich hier bereits um 5:52 Uhr mit der Regionalbahn Richtung Mannheim starten, um danach in eine S-Bahn nach Kaiserslautern umzusteigen. Ich erfuhr außerdem am Tag vorher, dass ja die Uhren umgestellt würden. Sonst kriege ich sowas immer frühzeitig mit, dieses Mal ist es völlig an mir vorbei gegangen. Ich dachte, das wäre erst am darauf folgenden Wochenende. Jedenfalls bedeutete das noch eine Stunde weniger Schlaf. So stand ich um 4:30 Uhr auf, also eigentlich 3:30 Uhr. Am Bahnhof und vor allen Dingen in der Bahn merkte ich, dass es noch ziemlich früh war. So fand ich mich zwischen schlafenden oder laut diskutierenden Partygängern wieder. Einen davon erwischte es bei der Fahrscheinkontrolle ziemlich hart. Er hatte seine Jacke verloren, irrte nochmals kurz durch den Zug und sah dann ein, dass er mit dem Kontrolleur aussteigen musste. So stellt man sich einen optimalen Start in den Sonntag vor. Ansonsten verlief die Bahnfahrt erschreckend ruhig und problemlos.

Ich erreichte gegen 8:30 Uhr Kaiserslautern und ging zu Fuß zum Start. Dort angekommen holte ich meine Startnummer, verstaute meine Tasche am Getränkestand - die Leute dort waren sehr nett und gaben auch gut auf meine Sachen Acht. Ich zog mich um und ging mich warmlaufen. Ich hatte mich für ganz kurz entschieden - was die Klamottenwahl angeht. Also kurze Hose und ärmelloses Shirt. Draußen war es dann doch sehr sehr frisch, der Rennleiter meinte 5°. Ich lief mich also fleißig warm. Dann ging es an die Startlinie. Der Rennleiter machte noch einige launige Kommentare zu den einzelnen Teilnehmern. Irgendwie schienen sich wiedermal alle untereinander zu kennen. So stand ich auch im Weg als sich zwei Läufer rechts und links von mir überschwänglich begrüßten und miteinander quatschten. Ich kam mir etwas im Weg stehend vor und ging noch ein Stückchen weiter vor. Dann fiel der Startschuss. Ich hatte mir dieses Mal gar nicht großartig was zur Renntaktik überlegt, irgendwie dachte ich vor dem Rennen pausenlos an andere Sachen.

Als ich so die ersten Meter lief, fiel es mir aber wieder ein: Der Kurs führt anfangs ziemlich bergauf. Ich hatte was von 3km Anstieg in Erinnerung, wollte es aber erstmal verdrängen. Ich merkte am Anfang auch nicht so richtig was vom Anstieg und dachte mir, dass sie vielleicht die Strecke geändert hatten. Als dann das erste km-Schild kam und auf meiner Uhr 4:30min stand und der Puls 175 anzeigte, wusste ich, dass es doch bergauf ging. Ich hatte mir vorgenommen, unter 1:27std zu finishen. Relativ konservativ, wenn man meine 38:46min über 10km von vor zwei Wochen zurate zieht. Aber ich wusste um die Schwere der Strecke. Jedenfalls machte ich mir keine allzu großen Gedanken und lief einfach mal weiter. Den zweiten Kilometer schaffte ich in 4:18min. Der Puls ging schon auf 180... ich hängte mich an einen Läufer, der aussah als würde er Anstiege wie diese kennen. Sowieso ging ich davon aus, dass alle den Kurs kannten außer mir. Und ich glaube das war auch so, denn wohin man hörte, hörte man breites Pfälzerisch. Im Rennen natürlich nicht. Ich laufe mittlerweile dann doch in Regionen, in denen man nur schnauft. Oder keucht. Oder spuckt. Jedenfalls atmet man sehr sehr laut. Beim dritten Kilometer zeigte meine Uhr 13:17min an... so viel bin ich früher in der Schule auch schon auf 3000m gelaufen. Deprimierend! Der dritte Kilometer war aber auch der schlimmste. Von hier an wurde es besser.

Es ging von nun an mindestens 2,5km bergab. Also versuchte ich Zeit gut zu machen, aber ohne mich weiter auszupowern. Der Anstieg hatte Kraft gekostet. Und wie man das von Radrennen kennt, wollte ich auf der Abfahrt Energie tanken. Das ging ziemlich gut. Ich musste zwar ein paar Läufer an mir vorbei laufen lassen, aber so gut, als dass ich um Platzierungen laufen würde, bin ich leider noch nicht. Der Puls war jetzt konstant um die 170. Die nächsten beiden Kilometerzeiten waren jeweils unter 4 Minuten (Zur Info: Mein Schnitt sollte immer so um 4:06min liegen). Naja, es lief doch ziemlich gut. An die Abfahrt schloss sich ein längeres etwas ebeneres Stück an, dass immer wieder durch fiese kleine Anstiege unterbrochen wurde. Aber nach diesen ging es auch ziemlich schnell wieder bergab, also verlor man keine Zeit. Mittlerweile war ich in einer Minigruppe mit zwei anderen Läufern. War ich vorher noch nie, meistens läuft man dann doch allein, aber wir hatten zumindest für ein paar Kilometer ein gleiches Tempo und wechselten uns beim Vornelaufen ab. Führungsarbeit klingt hier dann doch ein wenig zu professionell, wahrscheinlich wollte jeder von uns mal schneller machen, konnte oder wollte dann aber doch nicht. Nach 10km waren 41:26min vergangen... eine Zwischenzeit, die okay war. Nach dem Beginn hatte ich also mein Durchschnittstempo gefunden und konnte schon ein wenig Zeit gut machen. Außerdem fühlte ich mich gut. Hier gab es sogar ein kurzes Gespräch mit einem meiner Mitstreiter, der nach der Zwischenzeit fragte. Anscheinend lief er ohne Uhr! Unvorstellbar für einen Statistikdeppen wie mich, aber ich sagte ihm natürlich gerne unsere Zeit - Mist, ich hätte lügen sollen und ihm ne Minute oder zwei weniger unterjubeln sollen, dann wäre er mir nicht kurz darauf bei einem weiteren Abstieg davon gestiefelt, sondern hätte nen ruhigen geschoben. Ich bin halt noch kein abgeklärter Drecksack... Vorher gab es aber noch den dazu gehörigen Anstieg, der mindestens 200m lang war und extrem weh tat nach der ganzen Bergablauferei. Kurz vor diesem Anstieg entwischte uns einer unserer Mitstreiter. Der wollte einfach unsere nette kleine Solidargemeinschaft sprengen. Zur Mitte des Anstiegs hatten wir ihn wieder. Und als es bergab ging war er schon ein gutes Stück hinter uns und man sah auch nichts mehr von ihm - zu früh das Tempo verschärft. Lustig war es ja schon, ein bisschen auf Konkurrenz zu machen - obwohl sich wohl niemand ernsthaft dafür interessiert, ob er 20. oder 40. wird. Der jetzt kommende Abstieg war durchaus nicht ohne. Waldboden und relativ steil. Ich gab ordentlich Gas. Doch mein zweiter Mitstreiter war noch waghalsiger und stapfte davon um zu einer Gruppe um die spätere Siegerin der Frauenkonkurrenz aufzulaufen, die sich stets ca. 100-200m vor uns befand. Also war ich wieder allein. Naja auch nicht schlecht.

Unterwegs hatte ich nach 7km und nochmal nach 14km ein Energygel zu mir genommen. Dieses Mal gabs was mit Koffeinzusatz. Ich weiß jetzt nicht ob es was geholfen hat, aber geschadet hat es sicherlich nicht. Getränkestellen gabe es auch zwei, so dass ich den eklig süßen Papp zumindest etwas runterspülen konnte. Es brach also das letzte Drittel an. Ich überholte noch zwei oder drei andere Läufer, die vorher in der Frauen-Sieger Gruppe mitliefen - wollten wohl auf Dicken machen und konnten dann nicht mehr. Dann wurde ich überraschenderweise nochmal von hinten überholt. Ein Läufer, den ich vorher noch gar nicht gesehen hatte, er hatte sich das Rennen also noch besser als ich eingeteilt. Ich lief jetzt konstant zwischen 3:55 und 4 Minuten, was ich ziemlich gut fand. Und doch war er schneller, ich versuchte ca. 200m mitzuhalten, wollte mir aber nicht zu viel zumuten und ließ ihn ca. 100m weg laufen. Er lief jetzt auch auf die Zweiergruppe auf, die nur noch aus der Frauensiegerin und meinem ehemaligen Mitstreiter, der mich nach der Zeit fragte, bestand. Immer noch waren sie ca. 100m entfernt. Plötzlich waren nur noch drei Kilometer zu laufen, das Rennen flog nur so an mir vorbei und ich spürte keine wirklich große Anstrengung. Ich hatte im Kopf, dass irgendwo noch ein Anstieg lauerte, deshalb traute ich mich vorher noch nicht, schneller zu machen. Jetzt allerdings dachte ich mir, dass ich es ja schon mal wagen müsste, wollte ich noch ne richtig gute Zeit rausholen. Also zog ich an und versuchte, auf die Gruppe vor mir aufzulaufen. Der Typ, der mir kurz zuvor davon gelaufen war, schickte sich jetzt an, auch an dieser Gruppe vorbei zu ziehen und entfernte sich Meter um Meter. Ich für meinen Teil kam allerdings auch relativ schnell an die Gruppe ran. Mein ehemaliger Mitstreiter musste die Frau ziehen lassen, also war er auch der erste, den ich einkassierte. Zur Frau lief ich ca. 1,5km vor dem Ziel auf und ließ sie dann auch stehen. Ich überlegte kurz, ob ich sie nicht vielleicht fragen sollte, ob ich sie mitziehen solle, war mir dann aber nicht sicher, wie das ankommen würde. Vielleicht war sie ja ne eiserne Lady, die sich nicht von irgendwelchen Typen helfen lassen will und überhaupt, warum wollen Männer den Frauen immer helfen? Also gab ich ihr ne Kostprobe gelebter Emanzipation und ließ sie stehen wie nen Eimer (ein Scherz! Am Ende waren es glaub ich acht Sekunden Vorsprung). Ich hatte jetzt Ambitionen, den Läufer zu überholen, der mich bei ca. km15 abgehängt hatte. Ich kam näher und näher. Aber es war nicht mehr weit bis ins Ziel. Dann allerdings, kurz vor dem letzten Kilometer: ein unglaublich steiler Anstieg. Zumindest in meiner Erinnerung. Lang war er nicht, aber er kostete mich meine gut gesparten letzten Körner, die ich eigentlich für meine Aufholjagd reserviert hatte. Nun gut. Ich rannte jetzt eher wieder für die Zeit und wollte unbedingt unter 1:26std bleiben. Ich kam am Ende doch noch bis auf ca. 20m an den Läufer vor mir ran. Aber ich erreichte ihn nicht mehr. Am Ende waren es 1:25:34std, die auf meiner Uhr standen. Eine echt gute Zeit, nach diesem ekelhaften Beginn.

Der Zielbereich
Ich tauschte mich noch kurz mit dem vor mir gelaufenen Johnny aus und dankte ihm für sein schnelles Tempo, weil er hat mich letztlich motiviert, immer am Ball zu bleiben. Er meinte, er sei sich eigentlich sicher gewesen, dass ich ihn noch einholen würde. Dafür war er aber einfach zu stark sagte ich.

Ich trank im Ziel kurz was und joggte dann langsam zu den Umkleiden. Ich holte meine Tasche, zog mich um und gönnte mir noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen in der Gesamtschule, in der das Rennen organisiert wurde. Mein Zug fuhr um 12:30 Uhr, also hatte ich ein wenig Zeit, ich war ja schon um 11 Uhr im Ziel. Langsam machte ich mich auf zum Bahnhof, lief noch kurz hoch zum Betzenberg, in dessen Schatten das Rennen stattfand und machte ein Erinnerungsfoto. Die Sonne schien mittlerweile schön warm vom Himmel (eine Sonne scheint auch meistens nicht kalt) und ich setzte mich noch ein wenig draußen hin bis mein Zug kam. Hinterher musste ich feststellen, dass ich wohl Dritter meiner Altersklasse M20 wurde und dafür noch einen Preis in Empfang hätte nehmen können. Schade, dass ich nicht länger bleiben konnte wegen der Zugfahrerei! Ich wäre gerne da geblieben, hatte aber leider einen nicht unerheblichen Rückweg vor mir.
Übrigens gibt es auf laufticker.de einen Bericht über diesen Lauf. Interessant geschrieben und es sind sogar zwei Fotos von mir dabei! Allein deshalb lohnt es sich, da reinzuschauen.

Der Betze - mitten im Wohngebiet
Insgesamt ein wirklich schöner Lauf mit neuer persönlicher Bestzeit. Was will man mehr? Für Paris bedeutet diese Zeit allerdings, dass es mit den 3 Stunden wohl doch eher nichts wird. Konservativ geschätzt muss ich wohl mit 3:02 std rechnen, wenn alles gut läuft. Und da ich im Marathon im Vergleich zum Halbmarathon doch noch ein wenig schlechter bin, wird die Zeit vielleicht eher so in Richtung 3:05 std tendieren. Allerdings habe ich in den kommenden Wochen noch ein paar Asse im Ärmel mit denen ich mein Training aufbessern werde und auch während des Rennens habe ich wohl noch ein paar Möglichkeiten, um schneller zu werden. Darüber berichte ich dann demnächst. Es bleibt also spannend! Sagte er, und verabschiedete sich wild winkend aus der leeren Halle.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen