Mittwoch, 21. März 2012

Immer wieder Marathon!

Ich merke gerade, dass ich den ersten Marathon doch ziemlich gut in Erinnerung habe - wahrscheinlich wie bei allen "firsts" behält man auch seinen ersten großen Lauf in bester Erinnerung. Ich kann mich besonders an die vielen vielen Pizzen, die ich danach verschlungen habe, erinnern. Wenn man in den schlauen Büchern über die Tage nach dem Marathon liest und wie man sie für eine bestmögliche Regeneration verbringen sollte, wie man sich ernähren sollte, so habe ich wahrscheinlich alles falsch gemacht. Ich habe gegessen, was ich wollte und habe mich null bewegt. Ich konnte mich aber auch einfach nicht bewegen! Während Herr Steffny über Regenerationsläufe in der Woche danach schreibt, machte ich mir Gedanken über den nächsten Gang zur Toilette. Laufen war also eine nicht machbare Art der Fortbewegung für mich in der Woche nach dem ersten Marathon.

Aber irgendwann war der Muskelkater ja dann auch weg. Und die Frage ist dann: Was anstellen mit noch guter Form und wie sieht der langfristige Plan aus? Kurz nach dem Marathon wollte ich so etwas nie wieder machen, aber die Grenzerfahrung gefiel mir irgendwie. Und die anerkennenden Kommentare von Freunden und Bekannten natürlich auch - ein bisschen Lob einzuheimsen ist ja nun auch nicht verkehrt.

Also habe ich den Sommer damit verbracht, in eher unregelmäßigen Abständen laufen zu gehen. Ich nahm noch einmal am gleichen Mainzer Pampa-Lauf teil wie vor einem Jahr und wurde - Dritter! Unfassbar, mit einer eher schwachen Zeit von 47 Minuten über 10,7 km oder sowas (genau wussten die das selbst nicht, weil die Strecke kurzfristig wegen Bauarbeiten geändert werden musste). Aber das Rennen an sich war sehr spaßig. Ich wusste, dass nicht allzu viele vor mir waren und hackte deshalb so schnell ich konnte, durch das Feld und konnte mich irgendwann von meinem letzten Begleiter lösen. Ihm war es vermutlich vollkommen egal - aber ich wollte ihm entwischen. Ein bisschen Wettkampf macht ja dann auch Spaß!

Ich merkte, dass ich zum konsequenten Lauftraining ein Ziel vor Augen brauche. Das ist heute auch noch so. Also meldete ich mich im Herbst wieder für den Mainzer Marathon an. Diesmal wollte ich unter 3:45 std laufen, steigerte also die Umfänge und lief jetzt mindestens fünf mal in der Woche. Ein paar Tage vor dem Marathon verspürte ich jedoch ein leichtes Kratzen im Hals - der moderne Mann fürchtet sogleich um sein Leben! Aber im Ernst: Am Tag des Marathons fühlte ich mich schlaff, hatte nen anständigen Husten und war schlicht nicht fit. Ich lief trotzdem. Das Wetter war wieder sehr warm, vielleicht sogar schwüler als im Jahr zuvor. Die erste Hälfte absolvierte ich auch in der angestrebten Zwischenzeit. Ab Kilometer 28 ging mir jedoch absolut die Puste aus. Bei Kilometer 30 musste ich eine Gehpause einlegen. Ich war kurz davor, aufzugeben, da der Zielbereich nur wenige hundert Meter entfernt hinter mir lag. Je weiter ich lief, umso unsinniger wäre eine Aufgabe, weil man dann mit dem Bus hätte zurück fahren müssen. Also entweder jetzt aufgeben oder durchlaufen. An mir liefen wieder zwei dieser ewig fröhlichen Läufer vorbei, von ihnen hörte ich nur den Spruch: "...falsch trainiert..." Und da war klar, dass ich weiter laufen würde. Die wussten doch überhaupt nicht was los war mit mir! Falsch trainiert am Arsch, dachte ich mir. Ich war gut vorbereitet. Nunja, wieder kam die Motivation durch das Ärgern über andere Leute. Ich lief langsam wieder los und kam nur schleppend in Tritt. Ich habe nie wieder danach eine Gehpause in einem Marathon eingelegt, weil das wieder Loslaufen absolut brutal ist. Die Beine machen zu, das Gehirn hat sich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass ja jetzt Schluss ist. Also muss die Arschtreterei ein neues Niveau erreichen - und das mag ich nicht sonderlich. Ich erreichte immerhin das Ziel - aber nur in 4:04 std. Kann passieren, dachte ich mir. Und dass ich ins Ziel gelaufen war, fand ich nicht schlecht. Aber irgendwie wollte ich so eine verhältnismäßige Enttäuschung nicht auf mir sitzen lassen. Deshalb meldete ich mich für den Frankfurt Marathon im Oktober 2008 an. Ich trainierte also nach einer kurzen Pause konsequent weiter. Ich nahm mir das gleiche Ziel wie für den Mainzer Marathon vor. Ich kam in guter Form an den Start, hatte vorher in Darmstadt einen Halbmarathon in 1:43:30 std gelaufen und war bester Dinge. In meiner Erinnerung ist dieser Marathon auch der schönste, bis heute. Es war total einfach, die mir vorgenommenen Zwischenzeiten einzuhalten und ich konnte ab km30 sogar noch deutlich an Geschwindigkeit zulegen und erreichte in 3:39 std das Ziel. Somit hatte ich mich in anderthalb Jahren um 20 Minuten gesteigert. Ich begann zu rechnen und wollte diese Verbesserung unbedingt nächstes Jahr aufrecht erhalten.

Also meldete ich mich wieder für Mainz an. Es war wieder sehr heiß. Das Training lief irgendwie nicht ganz so flüssig, wie ich mir das erhofft hatte. Aber ich konnte trotzdem eine neue Bestzeit mit 3:35 std erreichen. In der Vorbereitung lief ich einen Halbmarathon irgendwo im Hunrück. Das Schöne an dieser Vorbereitung war, dass ich mittlerweile immer mehr meiner Freunde zum Laufen "überredet" hatte oder sie zumindest irgendwie angesteckt hatte. So lief ich zusammen mit einem sehr guten Freund im Hunsrück und in Mainz. Leider konnte sich bis heute keiner meiner Freunde für das dauerhafte Marathonlaufen begeistern.

In Frankfurt 2009 sollte dann die 3:30-Grenze fallen. Das tat sie auch, aber ich war unzufrieden mit dem Lauferlebnis an sich. Die letzten 5 Kilometer waren die reinste Qual und von den vielleicht möglichen angepeilten 3:25 std war ich am Ende doch gute zweieinhalb Minuten entfernt.

2010 lief ich in Mainz gemeinsam mit meinem Bruder die Marathonstaffel. Er lief die erste Hälfte, in strömendem Regen, ich die zweite, bei aufklarendem Himmel. Für die Marathonvorbereitung fehlte mir irgendwie die Zeit oder die Motivation, das weiß ich nicht mehr so genau. Der Lauf machte unheimlich Spaß, weil ich mir nicht so viel davon erwartete. Häufig sind zu hoch gesteckte Ziele im Kopf der Grund, warum ein Laufereignis schnell frustrierend wird. Ohne großartig auf Zwischenzeiten zu achten, lief ich trotzdem eine neue Bestzeit mit 1:37 std. Für den Herbst war dann wieder Frankfurt angesagt. Ich wollte unter 3:20 std laufen, evtl. sogar die 3:15 std anpeilen. Am Ende wurden es 3:23 std. Und so langsam kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch mal etwas an meinen Zielsetzungen ändern müsste. Oder an meinem generellen Lebensstil. Entweder wischiwaschi Vorbereitung oder eine gute Endzeit. Beides gleichzeitig ging nicht. Das hatte ich jetzt verstanden.

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