Samstag, 24. März 2012

Road to Frankfurt 2011

Mein bislang letzter Marathon, bevor ich am 15. April den Paris Marathon laufen werde, war der Frankfurt Marathon 2011. Nachdem meine Kniebeschwerden auskuriert waren, konnte ich mich wieder vollkommen auf das Training konzentrieren. Ursprünglich wollte ich versuchen, in Etwa das Niveau vom Vorjahr zu erreichen. Immerhin hatte ich fast 6 Monate kein geregeltes Training hinbekommen. Aber als es dann August war und die heiße Phase des Trainings begann, hatte ich eine im Vergleich zu den anderen Vorbereitungen gute Grundlage geschaffen. Ich habe meinen Fokus auf größere Umfänge gelegt und bin noch wenige schnelle Einheiten gelaufen. Mein Gewicht war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls so niedrig wie nie zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung. Das machte sich dann auch in den schnellen Einheiten bemerkbar - ich konnte meine Zeiten aus dem letzten Jahr ohne Probleme erreichen und nach ein paar Wochen sogar schneller laufen. Generell muss ich vielleicht erwähnen, dass ich seit 2008 schon nach den Plänen aus Herbert Steffnys Großem Laufbuch trainiere und versuche, mich an seine Vorgaben zu halten. Das heißt, große Umfänge trainiere, verhältnismäßig wenige schnelle Einheiten. Ich bin damit immer gut gefahren.

Eine erste echte Standortbestimmung war für mich der 10km-Test, der fünf Wochen vor dem Marathon auf dem Plan stand. Da in meiner Umgebung dieses Mal kein Volkslauf an diesem Wochenende angeboten wurde, musste ich ihn notgedrungen auf der Bahn absolvieren. Ich mag es eigentlich überhaupt nicht auf der Laufbahn zu laufen, da es eben sehr sehr langweilig ist, 25 Runden im Kreis zu drehen. Aber dafür hat man eine ebene Strecke und kann sich sicher sein, dass man auch tatsächlich 10 Kilometer läuft und nicht irgendeine krumme Zahl, weil der Verantstalter eines Feld-, Wald-, Wiesenlaufs den Kurs nur mit dem Autotacho abgemessen hat.

10km ist meine Hassstrecke. Man keult mit voller Power durch und muss sich wirklich quälen. Man läuft halt permanent im roten Bereich. Und das ist unangenehm. Ich hatte mir eine Zielzeit von 42 Minuten vorgenommen. Den ersten Kilometer lief ich viel zu schnell los, wie eigentlich immer bei 10km-Läufen. Und wie immer würde ich dieses unabsichtliche zu schnelle Laufen später noch bereuen. Nach drei Kilometern wurde es schon schwer, meine Zwischenzeiten zu halten. So hatte ich nach der Hälfte etwa 10 Sekunden Rückstand auf meine Zielzeit. Alles noch im Rahmen mag man sich denken. Aber mir ging es schon so beschissen, dass ich nicht glaubte, es noch schaffen zu können. Es ist immer komisch, jeder verfluchte Kilometer erscheint so ewig lang und zieht sich, dabei sind es doch nur zehn! Nach sieben Kilometern hatte ich mich einigermaßen erholt, wenn man bei einem Puls von 185 davon sprechen kann, in diesen Bereichen spielt sich alles in kleinsten Margen ab, aber das Gefühl ist irgendwann wichtiger als der Puls. Und so konnte ich am Ende in 42:02 min doch noch ein erfreuliches Ergebnis erzielen.

Mit diesem Ergebnis im Rücken konnte ich nach den üblichen Formeln (siehe meine Linkempfehlung rechts "Hochrechnung von Laufzeiten") beim zwei Wochen später stattfindenden Halbmarathon mit einer Zielzeit von 1:32:39 std rechnen. Das wiederum würde eine Marathonzielzeit von 3:16:59 std bedeuten - also fast sieben Minuten schneller als ein Jahr zuvor! Ich ging also mit dem Vorhaben an den Start, den Halbmarathon in einer Zeit unter 1:32:30 std zu schaffen. Der Mainuferlauf in Offenbach passte perfekt in meinen Trainingsplan. Auch wenn man eigentlich nichts Positives über Offenbach sagen kann, wenn man wie ich Eintracht Frankfurt Fan ist, war dieser Lauf doch mit der schönste, den ich bislang bestritten habe. Es war ein eiskalter Oktobermorgen, Temperaturen um den Gefrierpunkt, und die Sonne schien von einem klaren Himmel herab. Es herrschte kaum Wind und der Kurs lief am Main entlang - eine Hälfte hin, die andere wieder zurück. Ich lief los und war wieder viel zu schnell unterwegs - ca. 10sek/km unter der angestrebten km-Zeit von 4:23 min. Das war aber insoweit kein Problem, als dass mein Puls partout nicht höher als 173 ging. Normalerweise renne ich Halbmarathons mit ca. 180 Schlägen/Minute. Ich versuchte trotzdem etwas langsamer zu machen, es gelang mir aber nicht wirklich, auch weil ich in einer recht flotten Gruppe unterwegs war, an deren Tempo ich mich anglich. Aber ich hielt es gut aus und zur Hälfte war mein Puls nie über 175. Ich war sehr guter Dinge, dieses Tempo bis ins Ziel durchhalten zu können. Nach ca. 12 Kilometern dachte ich mir, ich versuche einfach, noch ein wenig schneller zu laufen. Ich spürte einfach keine richtige Anstrenung, also verabschiedete ich mich aus dieser kleinen Gruppe und rannte nach vorne. Je mehr Läufer ich überholte, umso mehr Motivation schöpfte ich, noch schneller zu laufen. Ich hatte noch nie so einen Spaß bei einem Wettkampf wie dort. Meine Zielzeit würde ich locker schaffen und so langsam kam mir in den Sinn, dass ich ja auch unter 1:30 std laufen könnte. Also gab ich nochmals Gas und kam am Ende in 1:28:24 std ins Ziel. Der Schlussspurt über die letzten 3-4 km war bislang das beste Lauferlebnis. Nicht weil viele Zuschauer dabei waren, was natürlich auch immer toll ist, sondern weil einfach das Gefühl toll war, weit über den Erwartungen ins Ziel zu kommen und nicht sonderlich angestrengt gewesen zu sein.

Mein Training hatte also gut angeschlagen und so ging ich ziemlich fit an den Start des Frankfurt Marathons. Ich wollte versuchen mindestens 3:15 std zu laufen. Ich sah das tolle Halbmarathon-Ergebnis als positiven Ausrutscher nach oben an und wollte zu Beginn ein wenig langsamer loslaufen und schauen, wie sich das Rennen entwickelt. Etwas anderes war auch nicht wirklich möglich, da es dort wo ich stand, ziemlich dicht gedrängt war. Ich konnte also, ob ich wollte oder nicht, nicht viel schneller laufen als die 4:36/km, die ich auf den ersten 5km im Schnitt erzielte. Ich machte mich aber nicht verrückt, mittlerweile weiß ich ja, wie viel Zeit man am Ende gut machen kann, wenn man sein Pulver nicht schon am Anfang verschossen hat.

Die darauf folgenden 10 Kilometer liefen um einiges besser, die Masse hatte sich entzerrt und mein Puls war so gut, dass ich ein etwas schnelleres Tempo anschlug. Zur Halbmarathonmarke kam ich in einer Zeit von 1:34:48 std, was eine Zielzeit von unter 3:10 std ergeben würde, wenn ich bis zum Ende konstant durchlief... ja wenn. In Frankfurt ist es eigentlich immer das gleiche. Man wähnt sich schon fast im Ziel wenn man wieder in die City reinläuft. Aber dort schlängelt man sich nochmal gute 7km durch sämtliche Gassen. Ich machte in Höchst, ca. km 28, bewusst wieder etwas langsamer, um nicht wie die beiden Jahre zuvor, am Ende einzubrechen. In Höchst gibt es außerdem eine leichte, aber nicht zu unterschätzende Steigung, die man nicht zu schnell hochkeulen sollte. Ab km 30 geht es dann ca. 5km geradeaus auf der Mainzer Landstraße in die City hinein. Hier spielen sich dann schon einige Dramen ab - Läufer hören auf zu laufen und fangen an zu gehen oder setzen sich an den Straßenrand. Ich hingegen fühlte mich noch ziemlich fit und befeuert von der Erkenntnis, dass ich kaum mehr als 10km vor mir hatte, zog ich das Tempo wieder an. Ich überholte etliche Läufer, was natürlich eine zusätzliche Motivation ist, weil man weiß: Ich bin gut drauf!

Die Euphorie legte sich, wie eigentlich immer, gegen Kilometer 38. Obwohl hier mit die meisten Zuschauer sind, fühlte ich mich auf einmal wie ausgelutscht. Ich feuerte mich noch einmal an, und damit auch die Zuschauer, die erschreckend still auf die vor sich hinkeuchenden Läufer starrten und konnte so noch einmal ein bisschen Adrenalin freisetzen. 2km vor dem Ziel sah ich auch meinen Bruder und meinen Vater, die mich immer treu begleiten und ihrerseits meine Marathonläufe zum ausgedehnten Kaffee- und Kakaotrinken nutzen. Aber auch das half nix. Ich konnte nix mehr zusetzen, aber ich brach nicht völlig ein und verlor so auf den letzten 5km nur ungefähr eine halbe Minute. Das war im Rahmen und am Ende stand eine Zeit von 3:10:17 std, die mich immer noch sehr stolz macht.

Bis hierhin habe ich sieben Marathonläufe absolviert und Paris soll jetzt im April der nächste sein. Ich werde von nun an etwas detaillierter auf meine Eindrücke und die Läufe mitsamt ihrem Drumherum eingehen. Bisher war alles irgendwie Nachholarbeit, die ich jetzt hinter mir habe. Ich hoffe, es war nicht allzu langweilig!

Morgen laufe ich in Kaiserslautern den Halbmarathon. Ich werde versuchen, ihn ausführlich zu dokumentieren. Die Hinreise gestaltet sich schon durchaus kompliziert, also müsste es genug Stoff für total super spannende Geschichten geben!

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